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Gewaltdarstellungen in den Medien und ihre Wirkung auf Kinder

Medien sind allgegenwärtig und aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken. Neben dem Konsum von Nachrichten nutzen wir Medien vor allem zum Vergnügen und zur Entspannung; dass gilt besonders für Kinder. Im Fernsehen oder durch Videos haben Kinder und Jugendliche heute zu jeder Tageszeit Zugang zu Medieninhalten mit Gewaltdarstellungen – auch in Kindersendungen. Fast jeder Jugendliche hat schon Horrorvideos gesehenen und die Filminhalte von „Herr der Ringe“ oder „Star War’s“ sind bereits für Grundschulkinder nichts Unbekanntes. Wie Medien allgemein unserer Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen und wie Gewaltdarstellungen im besonderen auf Kinder wirken, ist den meisten Erwachsenen nicht bewusst. 

Werden Kinder von Gewalt in den Medien beeinflusst?

Die Frage, nach der Wirkung von Gewalt in Medien auf unsere Kinder, ist ein kontrovers diskutiertes Thema in der Öffentlichkeit. Kinder ahmen Erlebtes und Gesehenes in Rollenspielen nach, um ihre Emotionen und Eindrücke zu verarbeiten und zu ordnen. Das bedeutet aber nicht, dass die Kinder das Gesehene auch direkt in ihrem eigenen Verhalten umsetzen. Jedoch von einer Wirkungslosigkeit der Gewalt auszugehen, verharmlost die Problematik ebenfalls. Die wiederholte Ausstrahlung der Fernsehserie „Tod eines Schülers“ führte vermehrt zu Suiziden unter Jugendlichen. Dieses Beispiel zeigt, dass die Gewaltdarstellungen in den Medien durchaus eine Wirkung auf Kinder und Jugendliche haben kann. Sie bergen damit in sich, das Risiko jungen Menschen zu schaden.

Wir wirken Gewaltdarstellungen in den Medien auf Kinder?

Zwischen den beiden extremen Positionen – der Allmacht und der Wirkungslosigkeit von Medien – in der Öffentlichkeit zeigt die Risikothese aus den psychologischen Medienwissenschaften einen empirisch gut bestätigten Mittelweg auf. Die Gewaltdarstellungen bergen nach der Risikothese durch ihre Vorbildwirkung Gefahren für die Zuschauenden. Das Risiko besteht nicht darin, dass es direkt zu Aggressionen kommt, sondern das ganz allmählich Werte, Normen und Einstellungen zu Gewalt verändern werden: Man stumpft gegen Gewalt ab und sieht sie vermehrt als Problemlösungsmittel an, zudem steigt dadurch die Gewaltbereitschaft. Für unser Gehirn ist das was wir sehen wahr. Gegen die ständigen Wiederholungen von Gewaltdarstellungen kann sich unser Gehirn auf Dauer nicht schützen, selbst wenn wir die Inhalte usprünglich als falsch bzw. nicht wahr ansehen.

Für die Medienwirkung hat zudem die sozial-kognitive Lerntheorie einen hohen Erklärungswert. Sie besagt, dass Lernen vorwiegend am Modell durch Beobachtung stattfindet. Die Medien liefern den Zuschauern zahlreiche Vor- und Phantasiebilder, die zeigen wie man anderen ungestraft Gewalt antun kann oder wie man sich mit Gewalt durchsetzt. Diese Modelle zeigen lediglich Verhaltensmöglichkeiten auf. Wir setzen das Gesehene nicht direkt in Verhalten um. So können Medien allein Kind oder Jugendlichen nicht zu einem abweichendem Verhalten bringen.

Kommen im Alltag jedoch weitere belastende Faktoren hinzu, kann dies in einen Teufelskreis führen. Erlebt das Kind zum Beispiel reale körperliche Gewalt in der Familie; oder steht es unter psychischen Druck in der Schule durch Mobbing; oder kann es die Erwartung von Eltern und Lehrern dauerhaft nicht erfüllen, zieht sich das Kinder immer mehr in eine Scheinwelt zurückzieht. Hier wird es noch stärker von den Gewaltbilder beeindruckt. Glaubt ein Kind zudem in einer bösartigen Welt zu leben; findet es allein keine Lösung seine Problem und bekommt es keine passende Hilfe von außen, kann sich für dieses Kinder nur eine scheinbare Lösung ergeben: Es muss selbst auf das erlebte Unrecht mit Gewalt reagieren, um seine Interessen doch noch durchsetzen zu können.

Neben diesen äußeren Faktoren spielen auch einige persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten eine entscheidende Rolle, wie die Intelligenz, das Wissen um Fiktion und das Geschlecht. Vor allem bei Mädchen führt demonstriert Gewalt weniger zur Nachahmung und mehr zu Widerständen gegen Gewalt. Frauen werden in den Medien zumeist als Opfer der Gewalt dargestellt. Die Zuschauerinnen identifizieren verstärkt mit den weiblichen Filmfiguren, also mit den Opfern. Die Identifizierung mit dieser Opferrolle kann Angst, Ekel, Mitleid oder Wut auslösen. Viele Kinder und Jugendliche leiden heute unter Angstzuständen und Schlaflosigkeit. Das betrifft vor allem Mädchen.

Ein weiterer wichtiger Persönlichkeitsfaktor ist die (Selbst-)Reflexivität. Damit ist ein kritischer Umgang mit den Medien und sowie die Beobachtung und Bewertung des eigene Medienverhaltens gemeint. Die Reflexivität zeigt, wie wichtig Medienkompetenzen sind und wichtig es ist, dass Eltern mit ihren Kindern über Medieninhalte sprechen. Aus diesen medienwissenschaftlichen Erkenntnissen können keine normativen Erziehungsgrundsätze abgeleitet werden, jedoch ein verantwortungsbewusster Umgang mit Medien und eine bewusste Erziehung im Umgang mit Medien. Ebenso wichtig ist der selektive Konsum von bewusst ausgewählten Medieninhalten, statt einer unreflektierten Dauerberieselung. Medienkompetenzen können die Einflussmöglichkeiten von negativen Rollenvorbildern in Medien reduzieren, wie alternative Rollenvorbilder die gewaltfreie Lösungen für Probleme aufzeigen. 

Auch wenn viele Studien keine einheitlichen Zusammenhänge beschreiben, ist ein beeindruckender Trend in den zahlreichen Ergebnissen zu erkennen. Ein häufiges Fernsehen und damit auch das vermehrte Sehen von Gewalt in der Kindheit, muss als eine Ursache von aggressivem Verhalten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen angesehen werden. Besonders bei älteren Jungen, die wenig reflexiv sind steigert sich so die Aggressionsbereitschaft.

Übernehmen Sie Verantwortung für das seelische Wohl ihrer Kinder

Auch wenn in der Öffentlichkeit eine klar Abwehr gegen diese medienpsychologischen Erkenntnisse erkennbar ist, können Therapeuten, Erzieher und Lehrer diese beschriebenen Trends nur bestätigen. In der täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sind deutliche Tendenzen zu mehr (Selbst-)Aggression in der Sprache und in Verhalten, sowie mehr Angstzustände und Schlafstörungen bei Kindern und Jugendlichen erkennbar. Dies zeigt auch eine Umfrage von Statista unter Lehrer aus dem Jahr 2020.
Statistik: Umfrage unter Lehrenden zur Gewaltbereitschaft unter Kindern und Jugendlichen¹ | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista!

Warten sie nicht bis die Öffentlichkeit und die Medienanstalten diese Problematik auf ihre Agenda setzen. Über nehmen sie selbst die Verantwortung für den Medienkonsum und die Medienkompetenzen ihrer Familienmitglieder.

Weitere Informationen zum Thema

Mit diesen Ausführungen beziehe ich mich unter anderem auf Herbert Selg von 2003. Er beschreibt in seiner Stellungnahme zu diesem kontroversen Thema weitere interessante Beispiele. Lesen Sie selbst unter:
Selg, Herbert (2003). Wirkungen von Gewaltdarstellungen in Massenmedien auf die Aggressivität von Kindern und Jugendlichen. Zeitschrift für Familienforschung, 15(2), 165-176.

Rückfragen?

Wählen Sie die 0172 79 22 705 und ich beantworte gerne ihre Fragen zum Thema am Telefon. Möchten sie ihr Medienverhalten verändern biete ich Ihnen gern eine Beratung oder ein Coaching an. 

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